Historischer Heiliger

Tafelbild, um 1720; legendäre Wahl des hl. Wendelin zum Abt von Tholey
Tafelbild, um 1720; legendäre Wahl des hl. Wendelin zum Abt von Tholey

Kurzfassung

Bei der Betrachtung des hl. Wendelin ist zwischen der historischen Person und dem legendären Wendelin zu unterscheiden. Der hl. Wendelin lebte zu Zeiten des hl. Bischofs Magnerich von Trier (+ nach 587) als Mönch und Einsiedler im Waldgebiet zwischen Saartal und Hunsrück, das damals noch zu den Ausläufern der Vogesen (Vosagus) gezählt wurde. Wendelinus wird als Glaubensbote verehrt und durch die mittelalterlichen Legenden in Verbindung mit der iro-schottischen Mönchsbewegung gebracht. Bald nach seinem Tod (angeblich gegen 617) setzen seine Verehrung und eine Wallfahrt zu seinem Grabheiligtum ein. Die Legende macht ihn zu einem schottischen Königssohn und sogar zum Gründungsabt der Abtei Tholey. Historisch belegt ist sein Name, der trotz mancherlei Schreibvariante als fränkisch einzuordnen ist. Die historische Überlieferung nennt erstmals 1180 zwei Geistliche zu St. Wendel. Aussagen zum Vorgängerbau der heutigen Basilika fallen mangels fehlender Grabungen schwer, jedoch sind einige Artefakte belegt. Im Hoch- und Spätmittelalter blühte die Wallfahrt sehr. Reformation und Kriege beeinträchtigten diese im 16. und 17. Jahrhundert, bevor der hl. Wendelin im Zeitalter des Barocks nochmals einem großen Aufschwung in der Verehrung nimmt. Auswanderer brachten die Verehrung des hl. Wendelin im 18. Jahrhundert nach Südosteuropa und im 19. Jahrhundert nach Amerika.


Die historische Existenz des hl. Wendelin

Leider fehlt eine annähernd zeitgenössische Vita des Heiligen. Die verlässlichen Geschichtsquellen fließen recht spät und zuerst überaus spärlich. Um das Jahr 1000 verfasste Abt Eberwin von Tholey eine Vita des um 587 gestorbenen Bischofs Magnerich von Trier. In dieser findet sich etwa 400 Jahre nach der vorgeblichen Lebenszeit der erste schriftliche Hinweis auf die Existenz des hl. Wendelin.

Es kann heute als sicher gelten, dass Wendelin eine historische Gestalt mit hoher Bedeutung für die Missionierung unserer Heimat war. Sein Name verweist auf eine fränkische Herkunft, wobei er allerdings den iro-schottischen Wandermissionaren nahe steht. Die Angehörigen dieser Bewegung reisen im 6. Jh./7Jh. durch das Frankenreich und bemühen sich, das bereits seit der Spätantike bekannte Christentum weiter zu verbreiten bzw. neu zu beleben.

Eine der Legenden, die nüchternste und noch am wenigsten entwickelte, nach der Klassifizierung des hier maßgebenden Arbeit von Alois Selzer  L2 genannt, könnte mit ihrer Rezeption einer Verduner martyrologischen Notiz zum Heiligen bis ins 11. oder 12. Jahrhundert zurückreichen: Verdun ist der älteste bekannte Besitzer von St. Wendel, das ursprünglich Basonisvillare ("Weiler des Baso"), später Basenweiler hießt.

Die frühesten Nachrichten zu Wandalinus - so die älteste Namensform des Heiligen - bietet die zwischen 994 und 1008 entstandene Vita des Bischofs Magnerich von Trier, die Eberwin, Abt von Tholey und St. Martin in Trier verfasste. Eberwin erzählt, dass zu des Bischofs Zeiten im Vosagus (das sind die Vogesen, die aber nach Auffassung des 11. Jahrhunderts auch die Pfälzer Haardt und den gesamten Hunsrück umfassten) Paulus (der spätere Bischof von Verdun 626-643/47), Ingobertus (St. Ingbert), Wulfilaich, Disibodus (Disibodenberg an der Nahe) und Wandalinus als Eremiten wirkten. Er vergleicht sie lose mit anderen Heiligen und Klostergründern des (südlichen) Vosagus, wie z.B. dem berühmten irischen Mönch Columban, der Luxeuil gründete, und seinem Schüler Gallus, der später St. Gallen gründete, zu. Für Columban sagt Eberwin, dass er aus Hibernia, also Irland, stamme, für die anderen Heiligen behauptet er dies nicht. Es kam ihm vor allem darauf an, das Trierer Land als ein Land der Heiligen und die Zeit seines Bischofs als eine "heilige Zeit" zu erweisen.

Seit dem 10. Jahrhundert gibt es auch großräumig in Ostfrankreich und Deutschland kalendarische Einträge, welche den Heiligen Basonisvillare, also St. Wendel, zuordnen. Im 11. Jahrhundert entsteht in Verdun die schon erwähnte, weit verbreitete martyrologische Notiz, welche auch von häufigen Wundern an seinem Grabe berichtet, was für die Kultgeschichte des Heiligen sicherlich wichtig ist. Dies ist alles, was wir in diesen ebenfalls schon ca. 400 Jahre nach der vermuteten Lebenszeit des hl. Wendelinus entstandenen Quellen über ihn erfahren.

Idealisierte Darstellung der mittelalterlichen Stadt, Gemälde der St. Wendeler Bürgerin Mia Hartung (geb. 1901)
Idealisierte Darstellung der mittelalterlichen Stadt, Gemälde der St. Wendeler Bürgerin Mia Hartung (geb. 1901)

Der Heilige und seine Stadt

Durch die Arbeit von Prof. Haubrichs "Basonisvillare – ein Königsort und Heiligengrab. Zu den frühen Namen und zur Frühgeschichte von St. Wendel" konnte viel Erhellendes zur Frühgeschichte des Ortes beigetragen werden. Es steht nun fest, dass St. Wendel ursprünglich Basenvillare hieß und um das Jahr 1000 den Namen des dort verehrten Heiligen erhielt. Damals war die Grundherrschaft über den Ort noch beim Bischof von Verdun, kirchlich gehörte der Ort zur Nordostgrenze des Bistums Metz. Tholey hingegen lag schon im Bistum Trier.

Die Gebeine des hl. Wendelin
Die Gebeine des hl. Wendelin

Die Gebeine des hl. Wendelin

Die Gebeine gehören zu den besterhaltenen frühmittelalterlichen Reliquien überhaupt. Die Größe des Skelettes beträgt 178 cm , was einer für damals außerordentlichen Körpergröße von 185 cm entspricht.

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