Die Wendelinus-Verehrung

Die Patronate des hl. Wendelin

Die Volksverehrung des hl. Wendelin als Nothelfer spricht sich wirkungsvoll in seinen Patronaten aus. In ihrem Werden und Wandel zeigt sich, deutlicher noch als in der Legende, die volkstümliche typische Wendelins-Verehrung.
Im Laufe der Zeit entwickelten sich aus äußeren Veranlassungen und Verhältnissen oder aus einer inneren natürlichen Weiterentwicklung und Anwendung der ursprünglichen Schutzherrschaft die verschiedenen Patronate heraus. Einige Patronate sind allerdings in der heutigen Zeit völlig vergessen und bedeutungslos geworden.

1. St. Wendelin als Nothelfer der unschuldig Bedrängten und Leidenden

Schon seit frühester Zeit, so berichtet die älteste Legende L1, war das Grab Wendelins eine geheiligte Frei- und Heilstätte und bot Hilfe suchenden Menschen Asyl. Wendelin wurde sogar zum Rächer, der seinen Schutzbefohlenen beistand. Allerdings geriet dieses Patronat mit dem Wegfall des damaligen Asylrechts immer mehr in Vergessenheit.
Besonders schützte Wendelin auch sein Grabheiligtum und die ihm anvertraute Stadt vor allen Angreifern, Dieben, Gotteslästerern, Ketzern und während der verschiedenen Kriege. Da Wendelin der Schutzpatron der Bedrängten und Helfer der Notleidenden war, wurde sein Grabheiligtum zum Wallfahrtsort, zur viel besuchten Heilstätte.
Die bereits genannte älteste Legende berichtet von einem frühen Patronat: St. Wendelin als Pestpatron. Man machte im Mittelalter oft Wallfahrtsheilige zu Helfern für schreckliche Notzeiten. Ein Heiliger, dessen Verehrung in einer Zeit der Not aufkam, wurde gerade in diesem Notfall angerufen und blieb Patron für diesen Fall.

Das erste Patronat des heiligen Wendelin ist belegt um 1320, wo er sich als großer Helfer bei einer allgemeinen Pest bewährt hatte. Das Pestpatronat erweiterte sich bald zum allgemeinen Seuchenpatronat bei Menschen und Tieren und spezialisierte sich im Laufe der Zeit zu verschiedenen Krankheitspatronaten, besonders gegen ansteckende Krankheiten. Auch als Patron bei Gicht und Rheuma wurde der Heilige verehrt. Dies stammt wohl aus dem Pilger- und Hirtenpatronat, denn Gicht und Rheuma waren besonders häufige Pilger- und Hirtenkrankheiten.
Außerdem wird Wendelin als Quellenheiliger heute noch häufig als Helfer bei Augenkrankheiten angerufen; dem Wasser des Wendelsbrunnens wird Heilkraft für kranke Augen zugesprochen.

2. St. Wendelin als Nothelfer gegen Naturgewalten

Vom hl. Wendelin als Helfer in Brandnöten wurde mehrmals berichtet: Beim Brand des Saarbrücker Schlosses und bei einer Feuersbrunst in St. Wendel 1588. Auch in Wassernöten stand Wendelin seinen Schutzbefohlenen zur Seite. Als Wetterpatron (= Bauernpatron) wird Wendelin auch heute noch im ganzen Kultraum angerufen. Manche Wetter- und Vesperglocken wurden dem Heiligen geweiht und viele Wettermessen wurden zu seiner Ehre gelesen.

3. St. Wendelin als Standespatron

Die eigentliche volkstümliche Verehrung gewann Wendelinus in seinen Standespatronaten. St. Wendelin als Pilgerpatron entwickelte sich wohl aus der Erinnerung an den Wandermissionar, aus dem Flucht- und Pilgermotiv der Legende und mit den Wendelin-Wallfahrtsorten. Die Wendels-Kapellen auf den Höhen waren beliebte Ruheplätze der Pilger. Das Pilgerpatronat wirkte sich auch in der Kunst aus: Die älteste Darstellung in St. Wendel zeigt den Wandermönch und Pilger mit altem Stab (Kambytta = Attribut der Wandermönche) und bezeugt, dass St. Wendelin an seinem Grabheiligtum zunächst als solcher verehrt wurde.

4. St. Wendelin als Viehheiliger und Hirtenpatron

Wendelin als Viehheiliger und Hirtenpatron ist sicherlich das volkstümlichste und charakteristischste Patronat. Der Grund dafür ist leicht zu verstehen: Das Grabheiligtum lag in einer sehr bäuerlichen Gegend, und die Hirten und Bauern brauchten einen Beschützer für ihren wichtigsten Besitz, das Vieh. Bereits im 4. Jahrhundert nahm das Landvolk in Viehnöten seine Zuflucht zu den Gräbern der Heiligen. Immer neue und immer mehr Viehpatrone wurden erwählt, unter denen dann bald einige speziell zu besonderem Ansehen gelangten; in St. Wendel war es der heilige Wendelin.
Wie für viele Viehpatrone war das ursprüngliche Pest- und Seuchenpatronat auch für Wendelin eine Mitursache für sein Viehpatronat, denn dieses wurde damals von Mensch auf Vieh übertragen. Dazu werden die ländliche, bäuerliche Umgebung St. Wendels und auch die spätere Stadt mit ihren Viehmärkten beigetragen haben. Wahrscheinlich begünstigte auch der Pilgerstab die Umwandlung zum Hirtenstab und zum Hirtenpatronat, wie schließlich auch der Mönchsstab zum Abtsstab wurde. Mit dem Rückgang der Schafzucht verlor auch dieses Patronat an Bedeutung.
Sogar als Patron der Weinbauern wird St. Wendelin gelegentlich verehrt, und damit auch zu den Weinheiligen gerechnet. Da er ein Naturheiliger ist, gilt St. Wendelin auf dem Hunsrück auch als Weinheiliger, allerdings nur einer geringeren sauren Sorte des Viez (meist für Apfelwein). Auch in der Rheinpfalz wurde St. Wendelin vereinzelt als Weinpatron verehrt.
Viele der Patronate sind heute nicht mehr aktuell. Allgemein herrschend ist das Viehpatronat, was vor allem die Darstellung in der Kunst bezeugt, die meist den Hirten kennt.

Das Viehpatronatsbrauchtum

Die Wendelins-Verehrung kennt viele Segnungen und Weihen. Weit verbreitet ist im ganzen Kultraum des Heiligen der Viehsegen, der oft in Verbindung steht mit Prozessionen, Umritten und Brot-, Salz- und Futterweihen. Eine solche Viehsegnung geschieht mit Vorliebe vor der Kirche oder der Kapelle des Heiligen. Seit 1924 gibt es alljährlich an Pfingstmontag eine Reiterwallfahrt ins Wendelstal. Dort werden die sorgfältig geschmückten und im festlichen Umritt herbeigebrachten Tiere vor dem Priester aufgestellt, um mit Quellwasser aus dem Wendelsborn geweiht zu werden. Meist besteht der eigentliche feierliche Tiersegen aus zwei Riten: der Handauflegung und der Besprengung mit Weihwasser unter gewissen Gebetsformeln. Die Gläubigen rufen St. Wendelin dabei auf ihre eigene Art und Weise an:

"St. Wendelin, verlass uns nie.
Schirm unsre Stall, schütz unser Vieh.
Verscheuch' die Seuch' von Mensch und Tier,
St. Wendelin, wir danken dir. "

Auch 1999 fanden mehr als 1000 Pilger, darunter etwa 50 Reiter und sogar ein Ochsengespann, den Weg zur Kapelle des heiligen Wendelin.

An St. Wendelin als Bauern- und Viehpatron knüpfte auch das (meist am Hauptfeiertag des Heiligen) geweihte Wendelins-Brot. Als Kraft- und Heilbrot wurde es vor allem den Tieren gegeben, um sie vor Krankheiten und Seuchen zu schützen. Mit der Verehrung als Viehheiliger gewann das Bild Wendelins eine besondere Bedeutung für die Bauern und Hirten. Häufig wurde es in Ställen angebracht oder sogar den Tieren umgehängt. Noch heute findet man in vielen fränkischen, schwäbischen und schweizerischen Dörfern Bilder des hl. Wendelin.

Die Erhebung der Gebeine

Es wird angenommen, dass Erzbischof Jakob 1506 mit der Umbettung der Reliquien aus der ursprünglichen alten Lade in eine neue Lade aus Eichenholz, die mit eisernen Bändern beschlagen und mit vier Schlössern versehen worden war, auch die neue Ausstellung der Gebeine hinter dem Hochaltar im Wendelsdom angeordnet hat. Zur größeren Sicherheit wurde die neue Lade in den zweiten, eigens dafür hergestellten geräumigeren Steinsarkophag eingeschlossen und dieser auf den von zwei Pfeilern getragenen Oberbau hoch aufgestellt. Diese im Mittelalter beliebte, eigentümliche Form des Hochgrabes ermöglichte es den Pilgern beim Rundgang um den Altar unter dem Reliquiengrab hindurch zu schreiten, was zu dieser Zeit oft mit einem Ablass verbunden war.

Weil aber der Altar den Blick der Besucher aus Schiff und Chor auf die Gebeine verdeckte, entschloss man sich bei der Innenerneuerung der Kirche 1923, dem Sarkophag mit dem Leichnam eine freiere und wirksamere Aufstellung zu geben: "an der Schwelle des Allerheiligsten unter dem Chorbogen, der sich wie ein Triumphbogen darüberspannt."

Zur feierlichen Umbettung am 2. Juli 1506 wurde vom Erzbischof befohlen, wie Pfarrer Keller schreibt, "das diese Lade hinführo nihmahl eröffnet, wohl aber von Pfingste, da die gewönhliche processiones zu kommen pflegten, bis an S. Wendelstag außgestellt bleiben und unmittels alle sontag vor dem hohen Ambt in einer procession auß der Kirchen in die gemelte Kapell St. Magdalene zu seinem vorigen Grab getragen, allda niedergestellt (...) und dann wiederumb in die große Kirche getragen werden solle. "

Doch bereits 14 Jahre später (1520) ließ Erzbischof Richard von Greiffenclau (1511-1531) den Schrein öffnen. Dies überliefert eine Metallplatte, die 1619 bei einer erneuten Graböffnung im Schrein gefunden wurde.

Erst nachdem 1697 durch den Frieden zu Ryswick Stadt und Amt St. Wendel wieder Besitz des Erzstiftes Trier geworden und 1699 auch kirchlich endgültig nach langen Verhandlungen von Metz losgelöst und Trier unterstellt waren, fand am 11. September eine neue Öffnung des Reliquienschreins unter Weihbischof Johannes Petrus Verhorst statt. Dieser wollte sich überzeugen, dass die Gebeine des Heiligen in den Zeiten des Krieges unbeschädigt geblieben waren.

13 Jahre später, am 15. und 16. September 1712, wurde der Sarkophag Wendelins von Weihbischof von Eyß bei der Pfarrvisitation erneut geöffnet. Die Gebeine wurden zur feierlichen Verehrung ausgestellt. Anlass waren die zu dieser Zeit stark wachsende Anbetung des Hirtenpatrons und die Förderung der Volksandacht der katholischen Bewohner der Pfarrei und ihrer Umgebung.

Um den heiligen Gebeinen eine Reliquie (wahrscheinlich einen Halswirbel) zu entnehmen, öffnete am 12. Juni 1739 Weihbischof Lothar Friedrich von Nalbach im Auftrag des Erzbischofs Franz Georg von Schoenborn wiederum bei einem Kirchenbesuch den Schrein. Bei dieser Festlichkeit waren nach einem Bericht mehr als 10 000 Gläubige erschienen.

Im Jahre 1762 wurde den Gebeinen eine Rippe der rechten Seite entnommen, deren größeren Teil die Kaiserin Maria Theresia auf Wunsch als Geschenk erhielt. Ein anderer Teil wurde von Johannes Philipp von Waldersdorf dem Bischof von Augsburg übersandt, der sie für die Wendelinuswallfahrtskirche in Obergermaringen bestimmte. Aus gleichem Grund wurde auch 1770 das Grab geöffnet.

Alte Wendelinus-Lade, heute Städtisches Museum
Alte Wendelinus-Lade, heute Städtisches Museum

Nach dem Ende der Französischen Revolution, die mit der Aufklärung die aufblühende Wendelin-Verehrung etwas beeinträchtigt hatte, kam es auch in St. Wendel wieder zur machtvollen Kundgebung des Wendelin-Kultes. In Gegenwart des Bischofs Michael Felix Korum wurde am 31. August 1896 die vom Wurmfraß stark beschädigte Holzlade dem Steinsarg entnommen und mit gebührender Feierlichkeit geöffnet. Von den vier Schlüsseln der Lade waren nur noch zwei vorhanden, so dass zwei Schlösser aufgebrochen werden mussten. Die Gebeine waren fast vollständig erhalten, bis auf die Teile, die früher nach beiliegenden Urkunden verschenkt worden waren. Die feierliche Ausstellung der Reliquien dauerte diesmal vom 15. bis 29. Oktober 1896. Sechs Priester trugen die Gebeine in feierlicher Prozession in den Chor der Kirche, wo sie danach von eine Ehrenwache von Bürgern erhielten. Die Hauptfeier war am Wendelinusfest (22. Oktober). Der Zustrom der Pilger, die als Einzelwanderer oder in Prozessionen kamen - es wurden ca. 150.000 bis 200.000 Besucher in den Jubeltagen geschätzt - drängte sich an den bis in die Abendstunden ausgestellten Schrein, um dem Heiligen zu huldigen. Zum Abschluss der Feierlichkeiten wurden die Gebeine des Stadtpatrons in eine neue Lade umgebettet, die der St. Wendeler Schreiner Peter Liell angefertigt und Kunstschlosser Nikolaus Bindhammer mit vergoldeten Eisenbeschlägen versehen hatte. Sie wird noch heute im Hochgrab der Wendelsbasilika aufbewahrt.

Alle bisherigen Translationen, Erhebungs- und Ausstellungsfeiern der Wendelinus-Reliquien wurden an Bedeutung, Pracht und Teilnehmerzahl von den Jubiläums-Festwochen und Heiligtumsfahrten vom 25. Mai bis 11. Juni 1924 noch überboten. Es war die 1300-Jahr Gedenkfeier seines Todestages, die eigentlich 1917 hätte stattfinden sollen, dann aber durch den Ersten Weltkrieg verhindert und deshalb verschoben worden war. Die feierliche Erhebung und die Eröffnung der Wallfahrt vollzog am 25. Mai unter immensem Andrang Bischof Dr. Bornewasser von Trier.

Auch bei der 600-Jahr-Feier der Stadt St. Wendel vom 20. Juni bis 11. Juli 1932 fand eine ähnlich wirksame Heiligtumswallfahrt statt.

Trotz vieler zeitbedingter Schwierigkeiten des überstandenen II. Weltkrieges pilgerten vom 19. bis 26. Oktober 1947 mehr als 77.000 Saarländer und viele andere Menschen der Trierer Diözese zum Grab des heiligen Wendelin, um ihm ihre Probleme vorzubringen und ihn um Fürsprache bei Gott zu bitten.

Eine prunkvolle und große Feier zu Ehren des Nothelfers und Schutzheiligen fand vom 6. bis 12. Juni 1960 im Rahmen des Festes "600 Jahre Grab- und Wallfahrtskirche St. Wendelin" statt. Sie stand unter dem Leitmotiv: "Seid meine Nachahmer, wie ich Christi Nachahmer bin" (1 Kor 11,1). Die langjährigen Vorbereitungen und die Ausstattungen der Jubelwoche galten in erster Linie der äußeren und inneren Wiederherstellung der Grab- und Wallfahrtskirche, die feierlich zur "Basilika minor" erhoben worden wahr.

Ein vielfältiges Festprogramm füllte die Jubiläumsfeier aus. Sechs Bischöfe und viele Prälaten, hunderttausende Pilger aus Stadt und Land, von nah und fern, sogar Bauern aus der Schweiz, füllten die Festgottesdienste, Versammlungen und Kundgebungen. Sonntags fand zum Abschluss eine Christus-Huldigung der Jugend mit Reliquienprozession zu Ehren des heiligen Wendelin und seines Grabheiligtums statt. Am Ende der Urkunde über die Verschließung der Gebeine heißt es: "Am Montag, den 13. Juni 1960, wurde im Pfarrhaus St. Wendelin eine Untersuchung der Gebeine des Heiligen durch Herrn Chefarzt Dr. Heinrich Siemes vorgenommen; es wurden zwei Teile einer Rippe entnommen, der Schleier durch einen neuen Schleier ersetzt und die im Schrein vorgefundene Bleiplatte wieder hinzugefügt. Die Reliquien werden in ihrem Schrein verschlossen, der Schrein versiegelt."

Die Wallfahrt zum heiligen Wendelin

Der hl. Wendelin war als Pilger- und Bauernpatron zu früheren Zeiten in vielen Berg-, Tal- und Flurkapellen sowie in Kirchen in ländlichen Gebieten ein beliebter Wallfahrtsheiliger des Landvolkes. Gerade in der christlichen Volksfrömmigkeit kam das Aufsuchen entfernter Heiligtümer, um dort zu beten oder Andacht zu halten, sehr häufig vor. Bei solchen Wallfahrten spielten neben der heiligen Messe mit Wendelin-Predigt und Empfang der Sakramente auch die Verehrung einer Wendelin-Reliquie, die den Pilgern gerne zum Kuss dargereicht wurde, das Schöpfen und Trinken aus dem Wendelinus-Brunnen, das Spenden von Opfergaben, der Erwerb von Wendelin-Wallfahrtsandenken, ein Stallsegen und Andachtsbilder oder der Besuch des Wendels-Marktes eine Rolle.

Hauptwallfahrtstag war der Festtag des Heiligen im Oktober. Aber auch zu Kirchweih oder am Sonntag nach dem Wendelinstag strömten viele Pilger in die Stadt. Diese Tage waren günstig für die Wallfahrt, weil sie alle in eine Zeit fielen, in der die Felder bestellt waren und das Vieh sich wieder in den Ställen aufhielt und so der Bauer oder Hirte auch die nötige Zeit und die entsprechende Stimmung zum Wallfahrten hatte.

Auch heute finden sich noch während der Hauptwallfahrtstage zahlreiche Pilger am Grab des Heiligen und zum Gottesdienst in der Wendelsbasilika ein.

Wallfahrt 2004

  • Bilder der Wallfahrt 2004

Das Wallfahrtsbrauchtum um St. Wendelin

1300-Jahr-Gedenkfeier 1924, Pontifikalamt
1300-Jahr-Gedenkfeier 1924, Pontifikalamt
1300-Jahr-Gedenkfeier 1924, Feier vor der Wendels-Kapelle
1300-Jahr-Gedenkfeier 1924, Feier vor der Wendels-Kapelle
St. Wedelin-Prozession, 1932, Missionsbrüder tragen die Lade mit dem Heiligen
St. Wendelin-Prozession, 1932, Missionsbrüder tragen die Lade mit dem Heiligen
St. Wedelin-Prozession, 1932, Fahrt der Reliquienlade zum Missionshaus
St. Wendelin-Prozession, 1932, Fahrt der Reliquienlade zur Wendelkapelle

Ähnlich wie die meisten Volksheiligen hat auch St. Wendelin - besonders als Wallfahrts- und Kapellenheiliger - in seiner volkstümlichen Verehrung ein reiches religiöses Brauchtum gesammelt. So findet man in manchen Wendalinus-Wallfahrtskapellen so genannte Votiv- und Weihegaben. Dies sind zum einen Tiermotive (Opfertiere aus Holz, Eisen oder Wachs), die als eigentliche Votivgaben, aber auch als charakteristische Attribute des heiligen Wendelin gedeutet werden können. Zum anderen werden ihm gelegentlich sogar Hufeisen, Ketten, Halsriemen und ähnliches geopfert. Auch Votivbilder in der gebräuchlichen Art der Volkskunst (z. B. Bauernmalerei), die den Heiligen auf die verschiedensten Weisen abbilden, werden Wendelin als Weihegaben gebracht.

Lange Zeit hielt sich in den Kapellen des Bauern- und Hirtenpatrons das Darbringen von Naturalien, Erzeugnissen des Ackerbaus und der Viehzucht. In einzelnen Gebieten besteht dieser Brauch heute noch. Für Bauern war es die natürlichste Art, für ihre diversen Anliegen und Probleme, besonders den Segen und den Schutz für Vieh und Feld zu erbitten. Oft galten diese Gaben als Abgaben zur Erhaltung des Heiligtums und zur Ernährung seiner Verantwortlichen.
So opferte man in St. Wendel noch im 19. Jahrhundert an der Wendelskapelle Flachs, Hanf und Lebensmittel. Die Pfarrei hatte mit den beiden Franziskanerbrüdern Arsenius und Heinrich, die in den Tagen der Revolution von den Franzosen aus der Wendelsklause vertrieben worden waren, einen Vertrag abgeschlossen, nach dem sie jedes Jahr 18 Reichstaler an die Kirche abliefern und Kerzen in der Wendelskapelle bereitstellen mussten. Dafür durften sie Flachs und Hanf sowie alle Lebensmittel behalten, welche die Gläubigen in der Kapelle opferten.

Auch Weihekerzen wurden dem heiligen Wendelin dargebracht. Neben den großen, die oft von reichen Pilgern oder sogar von ganzen Ortschaften gestiftet wurden, opferten Gläubige gerne und häufig kleine Kerzen für alle ihre Anliegen.

Zum Wendelin-Wallfahrtsbrauchtum gehört häufig auch das Schöpfen und Mitnehmen von Wasser für Menschen und Tiere aus Wendelin-Brunnen. Dem Wasser aus solchen Quellen schreibt das Volk Heilkraft zu; früher diente es häufig auch nur zum Stillen des Durstes nach einer langen Pilgerreise.

Dass auch heute noch die Tradition der Wendelinusverehrung und die des Wallfahrtbrauchtums lebendig ist, zeigen das Eifeldorf Stetternich und das badische Nußbach. Jedes Jahr am Wendelstag findet sich die Stetternicher Gemeinde in ihrer Wendelinskapelle zusammen, um zuerst Brot und Wein und danach auch noch die Tiere zu segnen.
In Nußbach im Dekanat Ottersweiler bei Oberkirch (Baden) ist die Wendelinuswallfahrt urkundlich bereits im Jahre 1307 erwähnt. Auf einer Anhöhe steht eine Barockkapelle, die 1750 erbaut wurde. Diese Örtlichkeit heißt St. Wendel. In einem Bericht heißt es: "Ganze Gemeinden aus der Umgebung pilgern seit Jahren nach St. Wendel, häufig aufgrund von Gelöbnissen, die sie nach dem Ausbruch von Viehseuchen gemacht hatten. Der Viehbestand wurde aus Wachs modelliert und dem heiligen Wendelin geopfert. Dadurch hoffte man, die Tiere vor Seuchen zu schützen. Heute sind es vorwiegend Freizeitreiter, die ihre Tiere dem Heiligen anvertrauen. "

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